Kulturgesichter Mittelhessen. Foto: lademann.media

Tobias Bach

Clubinhaber/Wirt (Ulenspiegel Gießen), Veranstalter, DJ, Musiker

Tobias Bach führt zusammen mit Britte Bach den Gießener Kult-Kulturkeller Ulenspiegel mitsamt Biergarten und der benachbarten Kneipe „Ulenspiegel 53“ (vormals „Kleiner Lenz“). Bis März 2020 beschäftigten sie in den beiden Läden fast 60 Mitarbeiter, davon die meisten Aushilfen auf Minijob-Basis.

Wie viele Veranstaltungen hattet ihr 2019 im Ulenspiegel? Und wie viele waren es 2020 noch?

Tobias Bach: 2019 hat der Ulenspiegel etwa 180 Club-Veranstaltungen gemacht. Dazu kamen dann natürlich noch fast 100 Live-Events: Konzerte, Lesungen, Poetry Slam, Powerpoint-Karaoke, Quiz-Nights, Open Stages und vieles mehr. Im Biergarten leise Unplugged-Konzerte und „Mach's mit Gießen“, ein Marktplatz für Selbstgemachtes. Die letzte Club-Veranstaltung hatten wir am 13. März 2020. Unter strengen Auflagen konnten wir im Sommer 2020 auch noch einmal „Mach's mit Gießen“ durchführen, mit Einlasskontrolle und insgesamt maximal 35 Gästen gleichzeitig im riesigen Biergarten. Dazu kamen noch ein paar kleine Unplugged-Konzerte draußen. Ansonsten haben unsere DJs 2020 einige Streaming-Events gemacht, damit das Gefühl des Auflegens vor Publikum nicht komplett vergessen wird.
Den ersten Lockdown hatten wir außerdem genutzt, um die Toiletten im Keller des Clubs zu sanieren. Als dann die Gastronomie erneut schließen musste, haben wir den „Kleinen Lenz“ in unsere Kneipe „Ulenspiegel 53“ transformiert. Die war dann im Spätsommer auch schon ein paar Wochen sehr erfolgreich offen, das letzte Mal Ende Oktober 2020.

Wie sieht es für 2021 aus?

Bach: Kulturell haben wir das Booken von Künstlern von außerhalb komplett auf Eis gelegt, da niemand sagen kann, wann wieder was möglich ist. Das muss dann eben, falls wieder irgendwann etwas geht, relativ spontan gemacht werden. Wir haben einnen tollen Biergarten und stehen in den Startlöchern, als ersten Schritt zumindest wieder voll in die Außengastronomie einzusteigen.

Was ist deine persönliche Corona-Lösung?

Bach: Die Zeit zu nutzen. Weil das ja das einzige ist, von dem man während der Pandemie mehr hat als vorher.

Wie kommt ihr mit der Firma über die Runden?

Bach: Natürlich ist es hart, als Selbstständiger bereits über ein Jahr lang statt Geld zu verdienen, immer nur Geld auszugeben, aber das Überleben des Ulenspiegel ist für uns alternativlos. Wir sind dankbar für die Hilfen, die auf verschiedenen Ebenen gekommen sind oder in Aussicht gestellt werden, ohne die wäre das Ganze nicht zu schaffen.

Was fehlt dir am meisten?

Bach: Schwitzende, glückliche Menschenmassen, die zu geiler Musik abfeiern.

Was wünscht Du Dir von der Politik und der Gesellschaft?

Bach: Dass alle wieder an einem Strang ziehen. Statt zu maulen und zu mosern konstruktiv sein und versuchen, Dinge positiv zu verändern. Und gerne würde ich ein bisschen Bedenkenträgermentalität tauschen gegen kreative, innovative Lösungen, die schnell umgesetzt werden.

(Interview vom April 2021)

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