Kulturgeischter Mittelhessen

Julia "Jule" Eisenreich

Hochzeitsplanerin (Jule, Jux & Jubelei) und Leiterin Marketing/Vertrieb im Hotel-Restaurant heyligenstaedt (Gießen)

Julia „Jule“ Eisenreich ist eine jener wirtschaftlich von der Pandemie mit voller Wucht Getroffenen, deren Job einem bei der Aufzählung der betroffenen Berufe nicht gleich sofort einfällt. Eisenreich ist Hochzeitsplanerin im HOTEL-RESTAURANT heyligenstaedt. Mit ihrem Unternehmen „Jule, Jux & Jubelei“ richtet sie für Paare im heyligenstaedt deren schönsten Tag des Lebens aus. Gleichzeitig arbeitet sie dort als Angestellte im Marketing und betreut auch die Eventplanung.

Wie viele Hochzeiten hast du 2019 geplant, wie wie viele waren es 2020 und wie sieht es 2021 aus?

Jule: 2019 habe ich mit Jule, Jux & Jubelei im heyligenstaedt noch 19 Hochzeiten begleitet, 2020 waren es gerade mal noch neun mit der Zusatzleistung Hochzeitsplanung. Für 2021 habe ich noch zehn solcher Termine im Kalender. Ich rede jetzt nur von den Terminen, bei denen die Zusatzleistung Hochzeitsplanung mitgebucht war/ist. Insgesamt gab und gibt es im heyligenstaedt noch ein paar wenige Hochzeitstermine mehr.

Was ist derzeit die Hauptproblematik bei deinem Job?

Jule: Die Unsicherheit über aktuelle Auflagen. Es fehlen Perspektiven, die Hoffnung und Freude auf die Hochzeit machen. Viele Paare haben die Freude an der Planung ihrer Hochzeit verloren, da es ein dauerhaftes Bangen und Zittern bedeutet. Auch sehen viele Paare bei den sich ständig ändernden Auflagen kaum noch durch. Ich fungiere also als eine Art Info-Point. Das kostet mich sehr viel Kraft. Keiner weiß was kommt, das macht einfach keiner mehr mit.

Was ist deine persönliche Corona-Lösung? Was machst du derzeit?

Jule: Ich persönlich investiere meine Zeit momentan in mich selbst, um die Situation zu verarbeiten. Der Blick nach innen lässt mich Kraft und Ruhe schöpfen, um meine innere Mitte nicht zu verlieren. Sport und Natur unterstützen das Ganze. Eine gewisse Distanz zum Corona-Medienrummel musste auch sein, damit ich nicht die Nerven verliere. Ich habe die nötigsten Infos und kenne die Auflagen. Mehr nicht, denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass mich dies ansonsten psychisch sehr beeinflusst und noch mehr leiden lässt. Zudem war ich absolut nicht untätig, sondern habe ich eine Ausbildung zur Meditationsleiterin und Ernährungsberaterin begonnen sowie bereits eine Fastenleiterausbildung erfolgreich abgelegt.

Was macht das mit dir und was fehlt dir am meisten?

Jule: Soziale Kontakte, Gemeinschaft, unbeschwertes Miteinander, mein Job – kurzum: Das Leben. Ich selbst erlebe Existenzängste und leide psychisch darunter. Die Lebensfreude geht verloren. Zukunftspläne verändern sich, irgendwie ist die ganze Lebensplanung betroffen.

Was wünschst Du Dir von der Politik und der Gesellschaft?

Jule: Ich respektiere jede Meinung und habe Verständnis für das Empfinden meiner Mitmenschen. Dies wünsche ich mir auch von anderen.

(Interview vom April 2021)

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